Lausch was kommt von draußen rein
Die Nachricht traf die Republik wie ein Schock. Der Spion Günther Guillaume hatte über Jahre hinweg Staatsgeheimnisse ausspioniert und an das damals feindliche Ausland verraten. Heute erreichen kaum Nachrichten über Spionagefälle die Öffentlichkeit, wenn sie nicht extrem sensationslastig sind. Dabei tobt im Verborgenen ein Spionagewettkampf, der seines gleichen sucht und gegen den die Spionage des Kalten Krieges eher an ein Spiel von großen Jungs erinnert. Die Rede ist vom Ausspähen von Wirtschaftsdaten. Wie brennend dieses Thema ist, sieht man eindrucksvoll auf der Seite der Ultima Ratio, ein Unternehmen, das sich auf die Abwehr von Lauschangriffen spezialisiert hat. Wenn man diese Webseite besucht, erhält man einen eindrucksvollen Beleg dafür, mit welchen Methoden heutzutage Industriespionage betrieben wird. Man sollte meinen, das ist eine hoheitliche Aufgabe, eine Aufgabe also, die der Staat zu leisten hat. Doch hier geht es um Privatinteressen, aus denen sich der Staat tunlichst heraushält. Es bleibt dem viel zitierten Markt überlassen, sich des Problems anzunehmen und Lösungen dafür zu finden. Und Lösungen gibt es. Diese entwickeln sich mit den Möglichkeiten, zu spionieren. Da die Technik, die zum Einsatz kommt, um abzuhören, immer fortschrittlicher wird, muss sich die Abwehrtechnik in gleichem Maße entwickeln. Leider ist der Wettlauf insofern ungleich, weil die Abhörtechnik durch Massenproduktion immer günstiger wird, wo hingegen die Abwehrtechnik immer ausgefeilter sein muss und immer teurer wird. Außer großen Konzernen kann sich niemand die Geräte dauerhaft leisten nebst dem nötigen, ausgebildeten Personal. Man muss also auf die Hilfe einiger Spezialfirmen zurückgreifen, um sich wirklich im Falle eines Falles helfen zu könne. Helfen heißt hierbei nicht einfach, einen lästigen Zwischenfall zu regulieren. Helfen heißt hier oftmals, das eigene Unternehmen zu retten. Denn ausgespäht zu werden kann durchaus katastrophale Ausmaße annehmen, wenn es sensible Kundendaten oder Entwicklungsprojekte betrifft. Industriespionage endet eben nicht auf einer Messe, auf der mit einer Handykamera Wettbewerbsprodukte fotografiert werden.